Die Geschichte des Tischtennis

Das Spiel entwickelte sich aus dem „normalen“ Tennis und wurde vorwiegend vom englischen Adel im Freien gespielt. Man verwendete einen Gummiball mit Flanellüberzug oder eine Kugel aus Kork. Alsbald benannte man das Spiel in Lawn-Tennis (Rasen-Tennis) um. Wegen des berüchtigten englischen Regenwetters verlegte man das Spiel schließlich in die Wohnung und benutzte Tische als Tennisfeld. Eine Schnur diente als „Netz“, als Schläger nahm man Federballschläger, Bücher oder Bratpfannen. Folgerichtig benannte man das Spiel wieder um, es hieß nun Raum-Tennis und gilt als eigentliche Geburtsstunde des Tischtennis. 1875 veröffentlichte der englische Ingenieur James Gibb die ersten Spielregeln.

1891 brachte James Gibb von einer Geschäftsreise aus den USA bunte Zelluloid-Bälle mit. Von nun an verdrängte der Begriff „Ping Pong“, welcher 1878 erstmals vereinzelt wegen der Geräusche des Balls auftauchte, die Bezeichnung Raum-Tennis. Verschiedene Hersteller kreierten weitere Namen wie zum Beispiel Gossima, Whiff Whaff, Flim Flam und schließlich Table Tennis. Der Geschäftsmann John Jacques de Croydon, ein Freund von Gibb, meldete 1891 den Begriff „Ping Pong“ beim englischen Patentamt zum Patent an. Die noch heute in vielen Ländern umgangssprachliche Bezeichnung „Ping Pong“ wurde 1901 vom Spielehersteller Parker Brothers gekauft, als Handelsmarke eingetragen und darf seither bei Wettkämpfen oder im Handel nicht mehr frei verwendet werden.

In Ungarn fand 1897 die erste nationale Meisterschaft statt. Um 1899 gelangte eine vereinfachte Variante nach Japan und anschließend nach China, Korea und Hongkong. In China avancierte Tischtennis unter dem offiziellen Namen „Ping Pong Ball“ zum unumstrittenen Volkssport Nr. 1 mit mittlerweile über zehn Millionen aktiven Vereinsspielern. 1899 wurde die 1. Berliner Tennis- und Ping-Pong-Gesellschaft gegründet, 1900 das erste Ping-Pong-Cafe am Viktoria-Luise-Platz in Berlin eröffnet. 1901 fand in Hamburg-Uhlenhorst das erste Turnier auf deutschem Boden statt.

1900 wurde in England der erste Tischtennisverein gegründet. 1901 wurde in England die nationale Ping Pong Association gegründet. Der Verband führte eine revolutionäre Neuerung ein, indem er den modernen Aufschlag erfand, bei dem der Ball zuerst auf der eigenen Hälfte des Tischtennistischs aufkommen muss. Der Grund für diese Änderung war, dass es für die Schiedsrichter immer schwieriger wurde, zu beurteilen, ob ein Aufschlag regulär war oder nicht. Aufgrund der fehlenden Namensrechte am „Ping Pong“ wurde der Verband 1904 wieder aufgelöst. 1902 erfand E. C. Goode einen Gummibelag mit Noppen. Ebenfalls 1902 stellte der englische Schreibmaschinenvertreter und begeisterte Tischtennisspieler Edward Shires das Spiel in Wien und Budapest vor.

Erstes int. Ping-Pong-Turnier (1902)

Das erste internationale Ping-Pong-Turnier wurde im März 1902 in Wien ausgetragen. Es dauerte drei Tage und war – wie die Wiener Wochenzeitung Das interessante Blatt berichtet – besonders von der Damenwelt stark besucht. Abweichend von den heute üblichen Maßen – 274 cm × 152,5 cm – wurden bei diesem Turnier kleinere Tische mit einer Länge von 184 cm und einer Breite von 92 cm verwendet. Über die Mitte des Tisches war ein Netz in einer Höhe von mindestens 15 Zentimetern bis zu maximal 20 Zentimetern zu spannen. Seitenflügel am Netz waren erlaubt, jedoch mussten diese außen an den Netzpfosten befestigt werden, sodass sie das Netz an beiden Seiten verlängerten und dadurch verhinderten, dass der Ball um die Netzpfosten herumgeschlagen werden kann. Nach den Turniervorschriften musste der bespielte Tisch an allen Seiten frei stehen und es durfte über ihm kein Kronleuchter hängen, da dieser – wie in den Spielregeln erläutert wurde – sonst Gefahr laufen würde, vom Ball getroffen zu werden. Den Sieg bei den Herren holte sich Edward Shires, den ersten Preis bei den Damen gewann Grete Pietrzikowski.

Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich die modische Freizeitbeschäftigung Ping-Pong zum Wettkampfsport Tischtennis. Der Wettbewerbsschwerpunkt verlagerte sich auf Mittel- und Osteuropa. Bis in die 1950er Jahre galt Tischtennis in Europa und den USA als „jüdischer Sport“, da jüdische Funktionäre und Spieler maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung und Verbreitung des wettkampforientierten Tischtennissports hatten. So war der deutsch-jüdische Sportfunktionär Georg Lehmann von 1925 bis 1929 Mitbegründer und erster Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). Lehmann war zudem Initiator des 1926 in Berlin gegründeten Tischtennisweltverbandes International Table Tennis Federation (ITTF). Erster Präsident der ITTF von 1926 bis 1967 wurde der britisch-jüdische Spitzenspieler und Funktionär Ivor Montagu, der 1927 auch die English Table Tennis Association (ETTA) gründete.

Erster Tischtennisweltmeister wurde 1926 der ungarisch-jüdische Spieler Roland Jacobi, der gemeinsam mit dem ungarisch-jüdischen Weltmeister Zoltán Mechlovits (1928) auch am Gründungsprozess der ITTF entscheidend beteiligt war. Der bis heute als „Mr. Tabletennis“ verehrte ungarisch-jüdische Victor Barna wurde 1930,1932,1933,1934 und 1935 Einzel-Weltmeister und gewann zwischen 1929 und 1954 im Einzel, Doppel und Mixed insgesamt 23 Weltmeistertitel. Der zunächst für Österreich und später für England spielende jüdische Akteur Richard Bergmann konnte 1937,1939,1948 und 1950 den Weltmeistertitel im Herren-Einzel erringen. Der ungarische Jude Miklós Szabados wurde mit Victor Barna zwischen 1929 und 1935 sechsmal Weltmeister im Doppel. Ebenfalls herausragende jüdischstämmige Weltklassespieler waren der dreimalige Vizeweltmeister Aloizy Ehrlich, László Bellák, Erwin Kohn, Tibor Házi, Paul Flußmann, István Kelen und die amerikanische Tischtennislegende Marty Reisman. Auch bei den Damen dominierten jüdischstämmige Tischtennisspielerinnen wie die Einzel-Weltmeisterinnen Anna Sipos (1932,1933) und Ruth Aarons (1936,1937) sowie die achtfache Vizeweltmeisterin Magda Gál. Die rumänisch-jüdische Akteurin Angelica Adelstein-Rozeanu wurde zwischen 1950 und 1955 sechsmal hintereinander Weltmeisterin im Damen-Einzel und ist mit insgesamt 17 Weltmeistertiteln die bis heute erfolgreichste Tischtennisspielerin aller Zeiten.
 
Ab 1952 wurden japanische Spieler für einige Jahre führend. Sie entwickelten den Penholder-Griff, bei dem der Schläger zwischen Zeigefinger und Daumen gehalten wird. Zudem beklebten die Japaner ihre Schläger mit dicken Schaumstoffmatten, die das Spiel erheblich schneller machten, und erfanden darauf basierend den Topspin. Anfang der 1960er Jahre war Erich Arndt der erste deutsche Spieler, der den Topspin beherrschte. Innerhalb Asiens verschob sich ab 1959 die Vorherrschaft von Japan nach China, das seitdem die international dominierende Tischtennisnation ist. Bis auf wenige Ausnahmen (Stellan Bengtsson 1971, István Jónyer 1975, Jan-Ove Waldner 1989, 1997, Jörgen Persson 1991, Jean-Philippe Gatien 1993, Werner Schlager 2003) kommen seit 1954 alle Weltmeister im Herren-Einzel aus Asien. Im Damen-Einzel kommen seit 1956 ausnahmslos alle Weltmeisterinnen aus den asiatischen Staaten China, Japan, Nord- oder Südkorea.

Der zweifache Einzel-Weltmeister Jan-Ove Waldner aus Schweden wird als „Mozart des Tischtennis“ apostrophiert und gilt bei vielen als bester Spieler, den der Tischtennissport je hervorgebracht hat. Waldner ist Olympiasieger, sechsfacher Weltmeister, elffacher Europameister, siebenfacher Top 12-Sieger sowie zweifacher World Cup-Sieger. Der bisher erfolgreichste deutsche Einzel-Tischtennisspieler ist Timo Boll. Der mehrfache Europameister und World Cup-Sieger Boll führte 2003 und 2011 zeitweise die Herrenweltrangliste an. Im März 2018 konnte Boll erneut diese Position einnehmen, als er den zweiterfolgreichsten deutschen Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov als Nr. 1 der Weltrangliste ablöste. Bei der Tischtennisweltmeisterschaft 1989 in Dortmund wurden Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner Weltmeister im Herren-Doppel und sind damit die bisher einzigen deutschen Herren, die einen Weltmeistertitel im Tischtennis erreichen konnten. Bei den Damen ist die mehrfache Weltmeisterin Ding Ning derzeit die weltbeste Spielerin. Erfolgreichste deutsche Spielerinnen sind die Rekord-Nationalspielerin und mehrfache Europameisterschafts-Siegerin Nicole Struse, sowie Olga Nemes und die ursprünglich aus China stammende Wu „Dudu“ Jiaduo. Einzige deutsche Weltmeisterinnen sind Erika Metzger und Mona Rüster, die 1929 die Goldmedaille im Damen-Doppel errangen.

Schreibe einen Kommentar